Hermann Wronker

 

05.08.1867

unbekannt

Lebensdaten

Geburtsdatum

05.08.1867

Geburtsort

Kähme (Provinz Posen)

Letzte Adresse

Beitragen

Adressen

Zeil, Senckenberganlage, Savignystraße, Platz der Republik, Holzgraben, Holzgraben

Deportiert am

Beitragen

Deportiert nach

Drancy, Auschwitz

Todesdatum

Beitragen

Todesort

Auschwitz

Quelle: ISG

Erstellt von Redakteur:in

Du hast ein Foto, auf dem Hermann Wronker zu sehen ist, oder ein Dokument, in dem Hermann Wronker erwähnt wird?

Quelle: ISG

Erstellt von Redakteur:in

1/2

Biografie

in Kähme (Provinz Posen) geboren; verheiratet mit Ida Wronker, geb. Friedeberg; zwei Söhne, von denen einer als Kavallerist im Ersten Weltkrieg kämpfte und infolge einer an der sowjetischen Front zugezogenen Tuberkulose 1918 starb, der zweite, 1892 in Frankfurt geborene Sohn emigrierte 1933 über Frankreich nach Ägypten und lebte nach 1945 in den USA; eine 1898 ebenfalls in Frankfurt zur Welt gekommene Tochter, die mit ihrem Ehemann 1936 ebenfalls in das ägyptische Exil nach Kairo flüchtete und später in den USA wohnte; Onkel von Johanna Wronker. Kaufmann.

Hermann Wronker lebte seit 1891 in Frankfurt. Gründung eines ersten Warenhauses 1891 in der Hasengasse unter dem Namen „S. Wronker & Co.". Später Besitzer der Warenhäuser „Wronker“, Zeil 101-105, in Bockenheim, Hanau, Nürnberg, Pforzheim, Mannheim und bis 1908 in Darmstadt, Hannover und Worms, die zur „Hermann Wronker AG“ gehörten. 1927 erhebliche Ausweitung des Geschäftes, Ankauf des „Kaufhauses Hansa“ auf der Zeil und des Kaufhauses „Zum Strauss“ in Nürnberg. Das Unternehmen beschäftigte 3.000 Mitarbeiter. Im Jahre 1930 betrug der Gesamtumsatz 30 Millionen Reichsmark. Hermann Wronker und der Sohn führten den Betrieb als zeitweise als Direktoren gemeinsam. Hermann Wronker war bis 1931 Mitglied im Vorstand, dann im Aufsichtsrat. Infolge der Weltwirtschaftskrise Verkauf der Nürnberger Filiale 1931. Die Geschäfte führten seitdem als Vorstand der Sohn und der Kaufhausfachmann aus Stuttgart Walter Sack. Im Zuge der Pleiten der Firmen „Oberzenner“ und „Metzger“ wurde auch von der „Hermann Wronker AG“ plötzlich die Zahlung des größten Teils nicht fälliger Kredite eingefordert. Wegen vorübergehender Zahlungsunfähigkeit wurde über das Vermögen des Unternehmens am 23. August 1932 das Vergleichsverfahren eröffnet, das am 29. September 1932 unter Festsetzung einer Quote von 35 Prozent beendet wurde. Erzwungene „Arisierung“ und Übernahme durch die Firma „Hansa AG“ am 20. Juni 1934, seit 1954 Kaufhaus „Hertie“, heute zu „Karstadt“ gehörend.

Um 1905 Gründer der „1. Wach- & Schließgesellschaft“; Mitbegründer der Union-Filmtheater AG (später UFA), die vor dem Ersten Weltkrieg an Alfred Hugenberg verkauft wurde. Befreundet mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes.

Hermann Wronker galt als großer Wohltäter ohne Beschränkung auf eine Konfession. Er engagierte sich für die Sanierung der Frankfurter Altstadt, stiftete eine Lotterie zur Wiedererrichtung des Eisernen Stegs; 1911 im Vorstand der ILA (Internationale Luftfahrt-Ausstellung), für den Flug vom Rebstock zum Feldberg und zurück lobte er einen Preis aus, den August Heinrich Euler gewann. Vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Inflation 1923 ließ er täglich 30 bis 40 bedürftige Kinder im Erfrischungsraum seines Warenhauses speisen. Ferner war er zugunsten des Roten Kreuzes tätig. Die Tochter arbeitete während des Ersten Weltkrieges in der Kriegsgefangenenhilfe.

Zu seinem 60. Geburtstag 1927 schuf der Bildhauer Benno Elkan ein Büste Hermann Wronkers, die ihm von seinen Angestellten überreicht wurde.

Im Jahre 1937 besuchte Hermann Wronker seine Tochter in Ägypten, kehrte jedoch nach Deutschland zurück, um die für das Kinderheim „Etania“ gesammelten Gelder zu übergeben.

Die Eheleute lebten bis 1937 in Königstein. Umzug nach Berlin; 1939 Rückkehr nach Frankfurt. Frankfurter Adressen Holzgraben 2 und 9, Senckenberganlage 12. Diese Liegenschaften gehörten ebenso wie das Königsteiner Grundstück Rombergweg 3-4 und die Frankfurter Liegenschaften Hohenzollernplatz 76 (Platz der Republik) und Savingnystraße 68 zum Eigentum der Familie. Das Haus Savignystraße wurde 1935 verfolgungsbedingt entzogen. Die Königsteiner Immobilie wurde verfolgungsbedingt im September 1938 veräußert. Die Liegenschaft Hohenzollernplatz 76 (Platz der Republik) wurde am 13. Januar 1937 durch die Stadt Frankfurt entzogen. Weitere Grundstücke in Königstein mussten 1938 verkauft werden. Die Liegenschaften Holzgraben 2 und 9 wurden 1942 nach der Ausbürgerung der Wronkers zu Gunsten des Reiches eingezogen.

Hermann Wronker und seine Ehefrau wurden 1939 verhaftet. Während die Ehefrau laut Entschädigungsakten für sechs Wochen im Untersuchungsgefängnis Preungesheim inhaftiert und dann ohne Verhandlung oder Angabe von Haftgründen auf freien Fuß gesetzt wurde, war Hermann Wronker bereits nach einigen Tagen wieder freigelassen worden. Festsetzung einer „Dego-Abgabe“ in Höhe von 350 Reichsmark, die jedoch nicht gezahlt wurde.

Auf Drängen der Kinder flüchteten die Eheleute im März 1939 in das französische Exil nach Paris, um von dort zu Sohn und Tochter nach Ägypten zu emigrieren. Die Fahrkarten besaßen sie bereits, durften jedoch die besetzte Zone Frankreichs nicht mehr verlassen. Letzte Wohnadresse beim Ehepaar Raoul Loewenthal in Arcachon (Gironde), 94 Cours Lamarque. Raoul Loewenthal war jahrelang Leiter der Teppich- und Linoleumabteilung im Hauptgeschäft der „Wronker AG“ in Frankfurt gewesen und mit einer Französin verheiratet. Die Kinder schickten regelmäßig per Überweisung Unterhalt an Hermann Wronker und seine Ehefrau. Zuletzt flüchtete das Ehepaar nach Sauray (Vienne).

Etwa im Oktober 1942 wurde Hermann Wronker im Alter von 75 Jahren zusammen mit seiner 71-jährigen Ehefrau von Clermont-Ferrant in das Lager Poitiers, dann in das Internierungslager Drancy und von dort am 23. September 1942 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo beide wahrscheinlich ermordet wurden. Die Todesdaten der Eheleute wurden auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.

Ergänzungen von User:innen dieser Website

Quellen: Dieter Mönch: Vergessene Namen Vernichtete Leben Die Geschichte der jüdischen Frankfurter Unternehmerfamilie Wronker und ihr großes Warenhaus an der Zeil, Frankfurt am Main 2019 Links: Heike Drummer, Hermann Wronker, https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4673
Erstellt von Nutzer:in
Verifiziert am 02.08.2024|
Du möchstest gerne Lebensdaten ergänzen? Oder die Biografie um eine Geschichte aus dem Leben von Hermann Wronker erweitern?

Shoah Memorial Frankfurt

In Erinnerung an mehr als 12.000 Menschen, die als Jüdinnen und Juden verfolgt und ermordet wurden.

Museum Judengasse LogoFrankfurt und der Nationalsozialismus Logo

Ein Projekt der Bildungsagenda NS-Unrecht von Oktober 2021 bis Dezember 2022, gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF).

Bundesministerium der Finanzen LogoEVZ Logo